abnorm ⇔ nicht normgerecht; auf Denken und Handeln bezogen, bedeutet abnorm unabhängig; und dies wiederum heißt verachtenswert

Abstimmung ⇔ einfaches Verfahren, mit dem die Mehrheit der Minderheit beweist, wie töricht Widerstand ist

Adamsapfel ⇔ hervortretender Schildknorpel am Hals des Mannes, von der Natur vorsorglich angebracht, damit der Strick nicht rutscht

allein ⇔ in schlechter Gesellschaft

Amateur ⇔ ein öffentliches Ärgernis, verwechselt Geschmack mit Begabung und Ehrgeiz mit Können

anders ⇔ keinesfalls besser

Betrug ⇔ die Triebkraft des Geschäfts, die Seele der Religion, der Köder der Liebeswerbung und die Grundlage politischer Macht

betrügen ⇔ Vertrauensselige mit Erfahrung und Belehrungen ausstatten

Brechmittel ⇔ Mixtur, die den Magen veranlaßt, sich plötzlich und mit Begeisterung für die Außenwelt zu interessieren

einmal ⇔ genug

enthaltsam ⇔ rücksichtsvoll in bezug auf das eigene überschätzte Leistungsvermögen

Epidemie ⇔ Erkrankung mit geselliger Neigung und wenigen Vorurteilen

Erwartung ⇔ Geisteszustand, dem auf der Skala menschlicher Gefühle die Hoffnung vorausgeht und die Verzweiflung folgt

Fehler ⇔ eigenes Vergehen, im Unterschied zu dem Vergehen anderer, den sogenannten Verbrechen

Friedhof ⇔ einsamer Ort vor der Stadt, wo Leidtragende einander Lügen erzählen, Poeten auf Zielscheiben dichten und Steinmetze über Rechtschreibung Wetten abschließen

frühreif ⇔ Bezeichnung für einen Vierjährigen, der sich mit der Puppe seiner Schwester davonmacht

Geduld ⇔ eine Abart der Verzweiflung, als Tugend getarnt

gesetzlich ⇔ mit den Vorstellungen des zuständigen Richters vereinbar

Glückwunsch ⇔ Artigkeit der Mißgunst

Hauptstadt ⇔ Sitz politischer Mißwirtschaft

Hoffnung ⇔ Fusion von Verlangen und Erwartung

Höflichkeit ⇔ die angenehmste Form der Heuchelei

Idiot ⇔ Angehöriger einer unübersehbaren und mächtigen Schar, deren Einfluß auf die Geschicke der Menschheit von jeher groß war

Kannibale ⇔ Feinschmecker alter Schule; hat sich einfachen Geschmack bewahrt und folgt der natürlichen Ernährungsweise der vor-schweinernen Zeit

Kindheit ⇔ Zeitabschnitt im menschlichen Leben; liegt zwischen der Idiotie des Säuglingsalters und der Torheit der Jugend, zwei Schritte von den Sünden der reifen Jahre und drei von der Reue des Alters entfernt

Köder ⇔ Lockmittel, das den Haken schmackhafter macht; am wirksamsten ist Schönheit

Kohlkopf ⇔ bekannte Gemüsesorte, dem menschlichen Schädel an Größe und Klugheit ähnlich

Komplize ⇔ ein Geschäftspartner - auch deiner

Krankenhaus ⇔ ein Gebäude, wo Kranken im allgemeinen zwei Arten von Behandlung zuteil werden - medizinische vom Arzt und unmenschliche vom Personal

Mensch ⇔ ein Lebewesen, so angetan von Illusionen über sich, dass es völlig vergißt, was es eigentlich sein sollte

Mund ⇔ beim Mann: Tor zur Seele; bei der Frau: Ventil des Herzens

Nachbar ⇔ jemand, den wir lieben sollen, wie uns selber und der alles tut, uns ungehorsam werden zu lassen

Optimismus ⇔ die Lehrmeinung oder der Glaube, wonach alles schön ist (das Häßliche eingeschlossen), alles gut (vor allem das Schlechte) und alles richtig (insbesondere das Falsche)

guter Rat ⇔ kleinste im Umlauf befindliche Münze

Republik ⇔ Staatsform, die all denen gleiche Rechte zuteil werden läßt, die dafür zahlen können

Schicksal ⇔ Vollmacht des Tyrannen für seine Verbrechen, Entschuldigung des Toren für sein Versagen

schutzlos ⇔ unfähig zum Angriff

Selbstachtung ⇔ Fehlurteil

Sintflut ⇔ bemerkenswerter erster Versuch der Taufe; spülte die Sünden (und Sünder) der Welt hinweg

Speck ⇔ in Salzlake einbalsamierte Schweinemumie

Straffreiheit ⇔ Reichtum

Täter ⇔ der andere

töten ⇔ eine freie Stelle schaffen, ohne für einen Nachfolger zu sorgen

Unabhängigkeit ⇔ eines der wertvollsten Besitztümer der Phantasie

Unglück ⇔ eine Art Glück, die niemals fehlgeht

Unterleib ⇔ Schrein, der den Gegenstand unserer tiefsten Verehrung umschließt

verrückt ⇔ im Widerspruch zur Mehrheit

Wissen ⇔ eine besondere Art von Unwissenheit, die von zivilisierten Völkern zur Schau gestellt wird; zu unterscheiden von Ignoranz, der Gelehrtheit, die Wilde auszeichnet

zweimal ⇔ einmal zu oft


                                                              (Quelle: "Des Teufels kleines Wörterbuch" von Ambrose Bierce)